Fliege-Talkshow am 06.11.2003 in der ARD "Warum wir uns verlieben"
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Servicetext zur Sendung Fliege - Die Talkshow vom 6. November 2003

Warum wir uns verlieben

Erklärungen des Psychologen Prof. Dr. Andreas Hejj, 47,
von der Ludwig-Maximilians-Universität, München

"Wir lieben, was wir kennen"
Tiefenpsychologisch betrachtet suchen wir den Partner nach dem Prinzip der Vertrautheit und Ähnlichkeit aus: Bekannte Verhaltensweisen und Persönlichkeitsstrukturen geben uns ein "heimeliges" Gefühl. Grund: In der Kindheit und Jugend entwickelt man ein Verhaltensrepertoire, das auf die Bezugspersonen abgestimmt ist, die uns in dieser Zeit begleiten. Mit einem Partner, der auf diesem Gebiet Ähnlichkeiten aufweist, wissen wir umzugehen. Für diese Strukturen haben wir ein unbewusstes Gespür.

"Das Schlüssel-Schloss Prinzip"
Unbewusst will man sich im Partner spiegeln und sucht jemanden, der ähnlich entscheidende Begegnungen und Erfahrungen in seinem Leben gemacht hat wie die eigenen. So sind oberflächlich total unterschiedliche Menschen in ihrer eigentlichen Persönlichkeitsstruktur doch oft ähnlich. Jeder hat nur eine andere Möglichkeit gefunden, mit den gemachten Erfahrungen umzugehen. So findet man in einem potentiellen Partner eigene, nicht ausgelebte Persönlichkeitsanteile wieder, findet in ihm eine Ergänzung und wählt ihn deshalb aus der Masse aller Partner aus.

"Die ersten 30 Sekunden entscheiden"
Wann man sich verliebt und wer sich in wen verliebt, hängt von der Lebenssituation und dem Menschentyp ab. In den ersten 30 Sekunden einer Begegnung entscheidet sich zwischen zwei Menschen unbewusst, ob sie miteinander können oder nicht. "In so einem Moment kann man sich verknallen, wenn die Chemie stimmt." Den Prozess des "sich Verliebens" kann man hemmen. Umgekehrt, sich willentlich in jemanden zu verlieben, ist jedoch nicht möglich.
Ob sich aus der ersten Attraktion eine längere Bindung entwickelt, hängt dann noch von sozioökonomischen Faktoren ab (Bildungsstand, Intelligenz, Lebensplan, Status).

"Wann man sich verliebt"
Speziell bei Männern sind Erfolgssituationen im Leben gute Momente, um sich zu verlieben. "Erfolg macht sexy". Erfolgreiche Männer ziehen Frauen an, Männer sind offener für eine Bindung. Frauen verlieben sich häufig in Zeiten größerer Herausforderungen (Prüfungszeiten, kritische Lebensereignisse). Der Partner hat dann große Chancen, wenn er Geborgenheit und Verständnis anbieten kann.

"Warum man sich entliebt"
Man "entliebt" sich, wenn der Partner die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllt oder erfüllen kann. Eine Möglichkeit ist hierbei, diese Erwartungen auf ein realistisches Maß zu reduzieren. Wenn das aber nicht möglich ist, endet das oftmals in einer Trennung.
Hierbei kann man unterscheiden:
- Die Erwartungen an den Partner waren unrealistisch hoch, weil die eigene Persönlichkeit unvollständig ist und nach Ergänzung von außen schreit. Das endet meistens in Enttäuschung über den Anderen. Der eigene Fehler (unrealistische Erwartungen) bleibt dabei unbeachtet.
- Die Erwartungen an den Partner waren realistisch und sind ausgeschöpft. Eine gemeinsame Weiterentwicklung und produktive Ergänzung ist nicht mehr möglich. Eine Trennung kann dann unter folgendem Aspekt funktionieren: Wir haben uns alles gegeben, was gut tat und was wir einander geben konnten, jetzt muss jeder weiter seinen eigenen Weg gehen.


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