Fliege die Zeitschrift, Februar / März 2004 |
Zur Fliege-Zeitschrift 02/03 2004: Bitte Fliege-Zeitschrift-Logo anklicken!
Fliege die Zeitschrift, Ausgabe Februar / März 2004
Adobe-Acrobat-Reader erforderlich! (fliege.pdf=2,27MB)
Lieben und geliebt werden
Als Renate 15 Jahre alt war, lernte sie Roland auf dessen Geburtstagsparty kennen. Der hochgewachsene Roland, mit seinen schönen grauen Augen, beeindruckte die 15-Jährige. Auch er fühlte sich angezogen von der jungen blonden, attraktiven Frau und seit diesem Treffen "gingen" die beiden miteinander, wie das damals hieß.
Sie trafen sich jeden Abend an der "roten Mauer", fuhren auf seinem roten Avanti-Moped in den Beat-Club.
Ihnen war klar: Wir gehören zusammen. Um diesen Entschluß zu besiegeln, wollten sie ein gemeinsames Kind. Die Eltern waren entsetzt.
Roland bei der Bundeswehr, Renate war noch in der Lehre das war damals ein Skandal. Geheiratet wurde. Renate war da im vierten Monat schwanger. 1966 wurde ihr Sohn geboren.
Ein harter Schicksalsschlag schweißt sie noch enger zusammen. Nach einer Routineoperation stirbt ihr zweijähriges Kind. Damals entschied es sich zwischen Mutter und Vater, zwischen Mann und Frau: Die bisherigen Machtkämpfchen zwischen dem jungen Paar wichen einer standfesten inneren Verbindung.
Sie bewährte sich auch 1972, als Roland Dornhecker einen schweren Autounfall hatte und neun Monate im Krankenhaus liegen mußte.
Die Dornheckers haben immer zusammen gehalten. Ihr Erfolgsrezept: "Wir sind lieb zueinander, können zusammen lachen und mit einander weinen, man muß den Anderen an der langen Leine lassen."
Roland Dornhecker über seine Frau: "Ich finde sie heute noch so attraktiv wie immer."
Renate Dornhecker über ihren Mann: "Er hatte zur richtigen Zeit immer das richtige Wort für mich und hat auch zu mir gehalten, wenn es mir schlecht ging."
Das Ding, das Liebe heißt
Was macht dies Paar anders als die vielen Paare, deren genau so große Liebe, selbst wenn sie durch einen Trauschein besiegelt wird, nicht so lange hält?
Biologie und Psychologie spielen bei dem Ehepaar Dornhecker auf gute und den Menschen selbst oft nicht bewußte Weise zusammen, sagt dazu der Münchner Psychologe Prof. Andreas Hejj. Sein Spezialgebiet an der Universität in München ist Partnerwahl und Partnerkommunikation. Seine Überzeugungen kurz zusammengefaßt:
- Wir lieben, was wir kennen. Tiefenpsychologisch betrachtet suchen wir den Partner nach dem Prinzip der Vertrautheit und Ähnlichkeit aus: uns bereits bekannte Verhaltensweisen und Persönlichkeitsstrukturen geben uns ein "heimeliges" Gefühl.
- Bevorzugt als Partner gewählt werden Menschen, die den Bezugspersonen in unserer Kindheit und Jugend ähnlich sind, weil wir gelernt haben, mit diesen Menschentypen auszukommen.
- Der Partner ergänzt unsere Persönlichkeit. Nicht ausgelebte eigene Persönlichkeitsanteile - fehlender Mut zum Beispiel - suchen Mann und Frau dann bei ihrem geliebten Partner.
- Die ersten dreißig Sekunden entscheiden über das Verlieben. Wenn da "die Chemie stimmt", verknallt man sich.
- Sich verlieben kann man unter Kontrolle halten, sich willentlich verlieben, ist jedoch nicht möglich. Ob sich aus der ersten Attraktion eine festere Bindung entwickelt, hängt dann von gesellschaftlichen Faktoren ab - Bildungsstand, Intelligenz, Lebensplan oder Status.
- Wenn man sich verliebt, spielt auch die Biologie eine Rolle: sexuelle Attraktivität schließt den Kinderwunsch mit ein - unbewußt - so aufgeklärt wir uns heute auch fühlen.
Prof. Karl Grammer, Zoologe, Anthropologe und Leiter des Ludwig Boltzmann-Instituts für Stadtethologie in Wien erklärt: Frauen beurteilen die Attraktivität eines Mannes unbewußt danach, ob der Körper symmetrisch ist. Männer springen auf weibliche Rundungen an als Signale der Fruchtbarkeit.
- Ebenso spielt der Geruch eine entscheidende Rolle, Faustregel: "Nur frischer Männerschweiß ist männlich".
- Gelegenheit macht Liebe. Erfolgreiche Männer ziehen Frauen an und sind selbst auch offener für Beziehungen, aber auch für eine Bindung. Frauen verlieben sich häufig in Zeiten größerer Herausforderungen (Prüfungszeiten, kritische Lebensereignisse). Ein Mann hat dann große Chancen, wenn er Geborgenheit und Verständnis anbieten kann.
- Bei Frauen wichtig ist die Zeit kurz vor dem Eisprung. Dann schauen sie am ehesten nach dem starken Mann, der "das beste genetische Material" verspricht. Ansonsten schauen sie nach dem besten "Versorger".
- Ein Irrtum ist, daß ein Mann sich "eine Frau nimmt". Frauen sind diejenigen, die wählen.
Was machen glückliche Paare besser als andere?
Man "entliebt" sich, wenn der Partner die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllt oder erfüllen kann. "Entlieben" ist eine große Gefahr für alle Paare, denn niemand ist perfekt. Was tun, um hier vorzubeugen? Eine bewährte Möglichkeit ist, die, eigenen Erwartungen auf ein realistisches Maß zu reduzieren. Das geht. Und zwar so:
Wenden Sie die Ja/Aber-Technik an. Genau das machen glückliche Paare. Genau wie unglückliche erkennen sie die langfristig unübersehbaren Fehler an Partner und Partnerin, aber sie kritisieren nicht ständig, an einander herum. Sie beurteilen einander, aber verurteilen nicht. Sie sagen zum Beispiel:
- Ja, mein Mann ist ein Schlamper. Und dann kommt das "Aber". Aber er ist in vielen Dingen auch sehr großzügig.
- Ja, meine Frau gibt gerne Geld aus. Aber genau dadurch bringt sie uns zu der klaren Entscheidung, wo wir Luxus anstreben und wo wir eben sparen.
- Ja, mein Mann widerspricht seinem Boss so oft, daß er im Job nicht voran kommt. Aber das nutzt unserer Ehe. Ich als Frau muß ihm nicht die "Krankenschwester" sein, die ihn fit für die Karriere macht.
Das klingt nach Augenwischerei und Leugnen der Realität. Ja! Aber es hilft der Ehe besser als Kritisieren, Bitten, Betteln, Belohnen, Drohen und Strafen.
Glückliche Partner bewundern den Menschen, mit dem sie das Leben teilen. Konkret: Sie sehen ihre Partnerin / ihren Partner, als guten und als moralisch wertvollen Menschen an, sie bewundern die Stärke ihres Gewissens, ihren Mut und ihre Ehrlichkeit.
Sie führen ihre Ehe wie ein gutes Zwei-Personen-Stück im Theater. Keiner will der Star sein, sondern man will dem Partner die Bühne bereiten und die Stichworte geben, damit SIE oder ER groß herauskommt. Da liegt ein wichtiges Geheimnis guter Ehen. Und daß "der Star die Mannschaft" ist, hat sich bis in die exklusivsten Männerkreise herumgesprochen. Auch beim Fußball ist eben "die Mannschaft der Star" - oder sollte es sein.
Seelenklempnerei ist ein Liebestöter
Die Ja/Aber-Technik hilft nicht nur in Ehe und Partnerschaft, sondern auch bei allen anderen menschlichen Beziehungen - auch mit den Kindern, auch mit den Nachbarn und Kollegen.
Warum kritisieren manche Eltern ständig die selben Fehler und Schwächen bei ihren Kindern? Und warum sind andere Paare und Familien glücklicher mit einander dran? Eine gute Antwort ist:
Sie sehen in ihrem Partner keinen pedantischen Kleinkrämer, sondern erkennen: "ja, seine Ordnungsliebe bringt mich manchmal auf die Palme, aber sie hat mich auch schon vor Fehlern bewahrt." Und in ihrem unkonzentrierten Kind erkennen sie das kreativem Talent und nicht die "Hyperaktivität".
So machen es die Dornheckers seit Jahren: "Wir sind lieb zueinander, können zusammen lachen und zusammen weinen. Man muß den Anderen an der langen Leine lassen."
|
Siehe: Copyright© [www.dornhecker.de] Alle Rechte vorbehalten!
|